Begegnet man den Scholz‘schen Skulpturen im Raum, so scheint man lebendige Personen zu erkennen, bis man im nächsten Augenblick bemerkt, dass diese in ihrer Bewegung erstarrt stehen...
Aus: Die Gleichzeitigkeit von Anziehung und Abschreckung – Zu den Skulpturen von Brele Scholz
Susanne Schlenga, Journalistin, April 2009
Zu den Skulpturen von Brele Scholz
Susanne Schlenga, Journalistin, April 2009
Die meisten Arbeiten der Aachener Holzbildhauerin Brele Scholz fokussieren auf die Bewegungen von Tänzern und Sportlern. Bekannt wurde die Künstlerin mit einer Reihe lebensgroßer männlicher Figuren, den imaginary lovers 1 – 12. Schon dort formulierte sie die Frage: „Wie überwindet ein gewichtiger Körper die Gravitation? Wie klein kann der Fuß sein, auf dem er steht? Wie kann eine Skulptur springen?“ (Zitat Prof. Dr. Wolfgang Becker, ehemaliger Leiter des Ludwig Forum Aachen)
Unter dem Arbeitstitel „Bewegungsstudien“ steht diese Thematik nun im Vordergrund und zeitigt erstaunliche Ergebnisse. Begegnet man den Scholz‘schen Skulpturen im Raum, so scheint man lebendige Personen zu erkennen, bis man im nächsten Augenblick bemerkt, dass diese in ihrer Bewegung erstarrt stehen. Diese lebensgroßen, aus Baumstämmen herausgeschälten Figuren, können nicht im klassischen Sinne als schön bezeichnet werden. Es sind expressive, sinnliche Werke. Durch die Hölzer, deren Eigenheiten Brele Scholz bei der Arbeit immer mitwirken lässt, entsteht eine Verbindung zwischen Versehrtheit und Schönheit, die sowohl erschreckend wie auch anziehend sein kann. Grobe Kettensägeschnitte neben fein geschnitzten Körperpartien betonen diesen Effekt noch. Die Widersprüchlichkeit und Gleichzeitigkeit von Anziehung und Abschreckung macht die Tiefe des Werkes von Brele Scholz aus. Hier entsteht eine Verwandtschaft zum Menschen, von der die Betrachter berührt werden.
Dazu Prof. Dr. Wolfgang Becker: „Ich möchte den von Artaud geprägten Begriff ‚Theater der Grausamkeit‘ verwenden, um mir eine Ausstellung der Skulpturen der Brele Scholz als eine Inszenierung auf einer Bühne vorzustellen, die keines Textes, keiner Handlung bedarf. Die Akteure tragen keine Attribute einer zeitgenössischen Zivilisation, sie sind in ihrer Nacktheit deutlich als Bewohner einer Wildnis gekennzeichnet. Dennoch sind sie Menschen, die sich von ihrer Haftung an die Erde, von ihrer Umklammerung durch Bäume befreit haben. Sie bewegen sich, sie liegen, stehen, sitzen, laufen, tanzen, hängen…“